„Stark ohne Gewalt“

Die Albert-Schweitzer-Realschule, die Pestalozzischule, die Musik- und Kunstschule Böblingen und der Junge Kammerchor Böblingen planen in Kooperation, das Projekt „Stark ohne Gewalt“. Im Rahmen dieses Projektes soll das Musical „Streetlight“ mit Jugendlichen erarbeitet und anschließend vor einem breiten Publikum aufgeführt werden. Ziel des Projektes ist es, Talente und Fähigkeiten zu fördern und Werte wie Freundschaft und Respekt zu vermitteln. Der Fokus richtet sich dabei auf alltägliches, wie Mobbing und Ausgrenzung – nicht nur auf die extremen Formen der körperlichen Gewalt.

Amtsblatt Böblingen

Theaterspielen ist eine wunderbare Möglichkeit, um die Lebenskompetenz junger Menschen in unserer Gesellschaft zu verbessern. Es fördert Fähigkeiten, die eine gesunde, stabile Persönlichkeit kennzeichnen. In der Albert- Schweitzer-Realschule wird mit Unterstützung der Bürgerstiftung Böblingen das Theaterprojekt „Helden gesucht“ in den sechsten Klassen durchgeführt.

Auf kreative und spielerische Art werden z.B. folgende Fähigkeiten gefördert: Selbstbewusstsein, Vertrauen in die eigene Kompetenz, Erkennen eigener Fähigkeiten und Grenzen, motorische Fähigkeiten, Fantasie, Ausdruckskraft, Geduld und Ausdauer, Frustrationstoleranz, sprachliche und kognitive Fähigkeiten, Einsatzbereitschaft, Spontaneität, soziales Miteinander, Verantwortungsbewusstsein für sich und andere. Theaterspielen ist Kommunikations- und Sprachförderung und somit eine ideale Ergänzung zur Sprachförderung an der Albert- Schweitzer-Realschule. Hierbei steht die Sprache unter Einbeziehung aller Sinne zum einen immer im Mittelpunkt des Handelns, zum anderen entsteht sie auf ganze natürliche Weise im Spiel. Es entsteht für die Spieler kein Druck, denn jedes Kind ist in der Lage, das Spiel zu verstehen und daran teilzunehmen. über diese Freude am Tun und darüber, dass die Sprache mit allen Sinnen erlebt, erfahren und erfasst wird, entwickelt sich die Sprache der vielseitig.

Theaterprojekt „Helden gesucht“ in den Klassen 6
Helden haben keinen Feierabend. Immer wenn es irgendwo brennt, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es soll oder Unrecht geschieht, werden sie gerufen. Gemeinsam machen sich die Schüler auf die Suche nach Helden im Fernsehen, in Geschichten oder Filmen, in der Klasse, auf der Straße, in der Familie, in der Stadt, in Vergangenheit und Zukunft. Wir suchen nach dem Helden in uns! Wann waren wir ein Held? Was sind unsere Zauberkräfte? Was haben wir schon alles vollbracht und hat es überhaupt jemand bemerkt? Sei ein Held und zeig uns einen Helden!

Alltagshelden zeigen Zivilcourage
Das Thema Zivilcourage wurde an der Schule mit theaterpädagogischen Mitteln, ausgehend von der Erfahrungswelt von Sechstklässlern beleuchtet. Anhand von konkreten Situationen aus der Lebenswelt der Schüler wurde Zivilcourage und das aktive Eingreifen in Notsituationen spielerisch eingeübt und in kleinen Szenen vorgestellt. Zivilcourage beginnt damit, genau hinzusehen und wahrzunehmen, was wirklich passiert, statt wegzusehen und Unrecht in Schweigen zu hüllen.

Amtsblatt Böblingen

Das Projekt „Stockkampf“ ist ein Baustein im Konzept der Gewaltprävention und des sozialen Lernens an der Albert-Schweitzer- Realschule.

Dabei geht es darum, den Stab als verlängerten Arm kontrolliert zu führen. Der Stab ist Werkzeug und Schlüssel zugleich. In fließenden Bewegungen erfahren die Jugendlichen Achtsamkeit und Vertrauen im Umgang mit sich selbst und anderen.

Qualitäten, die hier gefordert werden, sind Selbstbehauptung, das Gefühl der Nähe und Distanz, die Wahrnehmung der eigenen Grenzen und der Respekt vor Grenzen der anderen. Anders als beim Raufen oder verbalen Beleidigen haben Grenzüberschreitungen mit den Stöcken sofort fühlbare Konsequenzen. Die Jugendlichen werden in Koordination, Orientierung, Ausdauer und Körperbeherrschung geschult.

Der Stockkampf ist der Schlüssel dazu, wie man mit inneren Konflikten im Alltag umgehen kann. Dadurch, dass man sich bewegt, bewegt sich auch etwas in einem selbst.
Die eigenen Sinne werden wach, man ist präsent und öffnet seine Sinne. Durch den Umgang mit dem Gegenüber wird die eigene Entwicklung und dadurch die eigenen Persönlichkeit gefördert.

Das Projekt „Stark.stärker.WIR“ wurde von der Bürgerstiftung Böblingen unterstützt.

Kreiszeitung Böblinger Bote

Bühne frei für Starkmacher und Co: Schüler der Albert-Schweitzer-Realschule und der Pestalozzi-Schule begeistern in der Kongresshalle.

Da wuselt und rennt es, plappert lautstark und rutscht nervös auf den Plätzen hin und her: das junge Publikum vor Beginn des Musicals Streetlight in der Böblinger Kongresshalle.

Von Jutta Rebmann

BÖBLINGEN. Viele der Jungen und Mädchen werden gleich bei der Aufführung auf der Bühne stehen. Eine ganze Woche lang haben sie mit der Internationalen Band GenRosso getanzt, Musik gemacht, geübt und gelernt, wie man sich auf einer Bühne bewegt – oder Ton abmischt, oder eine Choreographie erarbeitet. Der Lohn der vielen Arbeit: Am Mittwoch- und am Donnerstagabend der vergangenen Woche hatten die Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Realschule und zweier Klassen der Pestalozzi- Förderschule Gelegenheit, ihre Talente und Begabungen bühnenwirksam zur Geltung zu bringen.

Clemens König, Lehrer an der Musik- und Kunstschule Böblingen, hatte sich seit einiger Zeit um die Durchführung dieses Selbstbewusstsein und Stärke der Kinder stützenden Projektes bemüht. Denn wer stark verankert ist, der ist für Gewalt weniger empfänglich, kann Konflikte besser meistern. Ganz in den Dienst dieser Aufgabe gestellt hat sich die Band GenRosso. Alles begann 1966, als eine Band in einem kleinen Ort bei Florenz ein knallrotes Schlagzeug geschenkt bekam. Damit war der Name „GenRosso“ geboren. Bei den Aufführungen in der Böblinger Kongresshalle leuchtet das knallrote Schlagzeug von der Bühne. Symbol für die 18 Bandmitglieder aus neun verschiedenen Ländern. Eine Band, die ihren Sitz in der Toskana hat und für eine Woche in Böblingen Station machte, um „ Streetlight“ mit einigen hundert Jungen und Mädchen einzuüben. „ Streetlight“ erzählt die Geschichte des jungen Afroamerikaners Charles Moats, der 1969 in Chicago vor seiner Haustür von einem Gang-Führer erschossen wird. Weil er den Traum einer Welt ohne Gewalt leben wollte. Weil er die Spirale der Gewalt durchbrechen wollte in einer Welt, in der Gangs, Verbrechen und Gewalt zum täglichen Leben gehören. Er träumte, seine Talente und Begabungen dort wo er lebte, ohne Angst ausleben zu können.

Das Gewalt immer nur neue Gewalt hervorruft, das haben die jungen Akteure auf der Böblinger Bühne schnell begriffen. Hingebungsvoll singen und tanzen sie. Wie selbstverständlich stehen sie auf der Bühne des Europasaales. Sie sind stolz, dass Eltern, Freunde und Bekannte im Publikum sitzen, während sie Hip-Hop tanzen, singen und mit gespannter Aufmerksamkeit den Regieanweisungen folgen.

Zwei Abende hintereinander voller Konzentration vor einem großem Publikum stehen, das ist eine Leistung. Rektorin Gudrun Eberhard von der Albert-Schweitzer-Real- schule war dann auch sichtlich stolz auf die jungen Künstler ihrer Schule und der kooperierenden Pestalozzi-Schule. GenRosso hatte aber auch in den Workshops mit Hingabe und Einfühlungsvermögen den jungen Kollegen die Grundzüge der Regeln auf den Brettern, die die Welt bedeuten beigebracht, hatten schlummernde Talente entdeckt und gestützt, musikalische Begabungen in ganz neue Bahnen gelenkt. Tomek Mikusinski aus Polen, Ponsiano Changa aus Tansania und Eric Mwangi aus Ghana – um nur einige der Bandmitglieder zu nennen – bewiesen bei der Einstudierung jene Engelsgeduld, die nötig ist, um Höchstleistungen hervorzurufen. Und so waren am Ende der zweiten Aufführung alle restlos zufrieden: Initiator und Motor Clemens König, dessen Junger Kammerchor der Musik- und Kunstschule Böblingen als erster Chor bei einer Streetlight-Aufführung dabei war. Die Band GenRosso, deren Konzept, an einer Welt mitzuarbeiten, in der der Gewalt keine Chance bekommen darf. Die mitspielenden und mitorganisierenden Kinder und Jugendlichen, für die „Streetlight“ unvergesslich bleiben dürfte. Denn wer hat schon Gelegenheit, sein Talent und seine Begabung auf der Bühne des Europa-Saales nicht nur vor der eigenen Familie, sondern vor einem vielköpfigen Publikum beweisen zu können.
Zur Verwirklichung des Projektes haben zahlreiche Sponsoren, unter ihnen die Paul-Lechler-Stiftung, die Bürgerstiftung Böblingen, die Sozialstiftung der Kreissparkasse und die Böblinger Baugesellschaft beigetragen.